Montag, 4. März 2013

Die Geburt - Part II

Wie versprochen der zweite Teil:

Wo waren wir? Der Schmerz wurde schlimmer. Es war nun mittlerweile gegen 6 und so langsam hatte ich echt keine Lust mehr. Aber es standen wohl bestimmt noch etliche Zentimeter Muttermund zwischen Purzel und den Armen der Hebamme.

Mir wurde vorgeschlagen, dass ich doch ein Abendessen zu mir nehmen könne. Hm, Essen, lenkt mich ja sonst immer ganz gut ab. Also probieren wir das. Purzelpapa und ich schlurfen also langsam Richtung Speiseraum und finden tatsächlich eine "Assiete" mit meinem Namen drauf. Aber wehe der Herr Gemahl nimmt auch nur einen Bissen von diesem Teller zu sich. Ist ja schließlich nur für die Mutter vorgesehen und von der Krankenkasse bezahlt. Selbst Kaffee müssen sich die armen Männer, die ja auch wach und fit bleiben müssen, gegen Bares aus dem Automaten ziehen. Und der schmeckt noch nicht mal wie Kaffee. Aber da wir ja von unserer Hebamme optimal vorbereitet wurden, hatten wir alles Wichtige für die Herren-Kliniktasche gepackt:
  • Jogginghose
  • Kleingeld
  • und Müsliriegel oder eine Banane (Ihr könnt Euch die Freude der Männer im Geburtsvorbereitungskurs vorstellen)
  • Getränk
An dieser Stelle sei erwähnt, dass Purzelpapa mir in der Schwangerschaft stolz davon berichtete, wie ein Ehemann sich Leberwurststullen in den Kreissaal mitbrachte. Ich habe ihm, ob des Leuchtens in seinen Augen, bei Nachahmung Schläge angedroht.

Ich quälte mir nun also tapfer in den Wehenpausen (das sind die Augenblicke zwischen den Wehen, in denen man sich von den Wehen "erholen" kann; Pause in diesem Stadium ca. 3 min) ein trockenes Käse-Vollkornbrot rein. Geschafft habe ich es, glaube ich, nicht und meinem Liebsten doch was abgegeben. Ich rechnete noch mit zahlreichen Stunden, so dass der Papa wenigstens fit bleiben sollte.
Zurück in unserem Vorbereitungszimmer, es ist mittlerweile ca. 19 Uhr, erfahren wir von der Oberärztin, dass ab 20 Uhr ein Kreissaal frei werden wird und wir dann dorthin umziehen können.
Ich höre schon gar nicht mehr richtig hin, denn so langsam habe ich die Schmerzen satt und bin gedanklich bereit für Schmerzmittel. Nachdem ich dann auch laut bei der Hebamme nach Schmerzlinderung bitte, wird mir der Wunsch erfüllt und flugs darauf ein Tropf reingerollt und mit dem schon bei der Aufnahme gelegten Zugang verbunden. Die Hebamme lässt uns wieder allein, aber die Schmerzen werden nicht weniger sondern doller, auch der Wehenschreiber schlägt deutlich nach oben aus. Ich: "Schatz, ich glaub, das wird schlimmer. Ich halt das nicht mehr aus." Der Wehenschreiber zeigt nun drei große, kurz hintereinander folgende Wehen an. "Kannst Du mal bitte die Hebamme rufen, irgendwas ist anders!" Purzelpapa drückt das Knöpfchen - Hebamme erscheint, schaut sich den Wehenschreiber an und sagt nur "Ich bin gleich wieder da."
Ich weiß schon gar nicht mehr, wo ich die Wehen noch hinatmen soll. Der Drang das Würmchen rauszupressen ist immens, aber darf ich schon? Ist denn der Muttermund schon so weit offen? Ja, er ist es. Nachdem Hebamme und eine junge Ärztin zurück ins Zimmer kommen, weiß ich, jetzt gehts los. Presswehen also. Die Phase der Geburt, die man aus Filmen kennt. Die Einzelheiten lass ich jetzt mal weg. Es tut extrem weh, ich bin kaum ansprechbar, eigentlich im Delirium, aber mein Mann stützt mir tapfer den Kopf und hält meine Hand. Nach 4 bis 5 Presswehen (in Zeit ca. eine halbe Stunde) ist unser Purzel 19:53 auf der Welt.
Purzels ersten Schrei verpasse ich, da ich nur meinen eigenen finalen Schrei höre. Aber Purzelpapa hat es zum Glück mitbekommen. Die Nabelschnur darf er leider nicht durchschneiden, da wir uns für eine Nabelschnurblutspende entschlossen haben. Aber ist ja für nen guten Zweck.

Das kleine Purzel bekomme ich aber sofort auf den Bauch gelegt und dann dürfen wir drei uns erst einmal eine Stunde kennenlernen. Dieser Augenblick ist unbeschreiblich, wir schauen nur benommen das kleine Ding an, das soeben noch in mir war, dessen Bewegungen ich vorher nur gespürt habe und nun schaut es uns sogar schon aus müden, verquollenen Augen an.

Ich hatte also Glück, dass die Geburt für mich sehr schnell ging und das Purzel auch nur zarte 48 cm groß und 3120 g schwer war. Ich weiß nicht, wie ich noch 5 weitere Stunden Wehen hätte überstehen sollen.
Aber es war geschafft, unser Sonnenschein auf der Welt und ich fix und fertig.

So viel zum schönen Teil des Tages.
Den Rest meiner Krankenhauserfahrung (ich war vorher noch nie im Krankenhaus) fasse ich lieber kurz. Was ich/wir wollten:
  • einen Kreissaal
  • ein Familienzimmer, damit Papa auch im Krankenhaus schlafen kann
  • nette Betreuung durch Krankenhauspersonal, das einer unerfahrenen Mama zur Seite stehen
  • Erholung nach der anstrengenden Geburt
Was ich/wir bekamen:
  •  oben genanntes Entbindungszimmer (was sich aber als okay herausstellte, das Bett war nämlich weicher als die Gebärlandschaften)
  • ein Drei-Bett-Zimmer für mich mit Rooming-in *kotz*
  • mitunter gestresste Schwestern und davon ein paar echte Besen, die mir in der Nacht um 4 das Purzel ins Zimmer reinschieben, weil es Hunger und Bauchschmerzen hat "Wenn die Milch nicht reicht, müssen Sie halt Tee geben"
  • drei weitere schlaflose Nächte wegen schnarchender bzw. rücksichtsloser Zimmergenossinnen und so richtig Laufen konnte ich am dritten Tag auch noch nicht
Am dritten Tag durften Purzel und ich zum Glück nach Hause. Zu Hause angekommen fiel die ganze Anspannung der letzten Tage in Form von Tränen-Sturzbächen von mir ab. Und nach einem Mittagsschlaf war ich auch einigermaßen wiederhergestellt.

Nunja, Purzel war endlich zu Hause angekommen und unser neues Leben konnte beginnen...

4 Kommentare:

  1. Das ging ja ruckzuck bei dir mit dem Purzelbaby & das du so entspannt dabei geblieben bist, über den Vormittag! :)

    Ich hatte auch ein 3-Bett Zimmer, eine Ausländerin, die die Nacht zum Tag gemacht hatte & einer sehr Wehleidige Mama... Herrliche Nächte... Von den Schwester wurde ich ganz okay versorgt, zu mindest Vormittags... ich hatte eine Woche fast die Selbe Schwester... Nur das mit dem Stillen ging nicht so...

    Ich hab deinen Blog übriegens über die Brigitte Moms gefunden & finde ihn echt toll! :)

    Liebe Grüße

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    1. Ja, ich war selbst erstaunt, wie entspannt ich war. Das hätte ich eine Woche vor der Geburt auch nicht geglaubt.
      Gut, dass die schlimme Zeit im Krankenhaus nicht so lange dauert.

      Es freut mich, dass Dir mein Blog gefällt.

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  2. ich habe grade deinen blog entdeckt, ich stalke ja immer die leute die bei mir auch kommentare hinterlassen ;)
    ich hab mich umgesehen und wohlgefühlt bei dir, für mich absolutes kriterium um auf meine leseliste zu kommen. ich schau jetzt öfter vorbei.

    ich freue mich immer sehr wenn ich so tolle geburtsberichte lese.
    es zeigt mir nur mal wieder das je entspannter die mami ist desto schneller und schöner verläuft die geburt und genauso soll es ja auch sein.

    liebe grüße

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    1. Danke, dass ich es auf Deine Leseliste geschafft habe. Freue mich über fleißige Leser.

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