Donnerstag, 25. April 2013

Spaziergang

Da schläft Purzel nun gerade am Ausgang des Supermarktes ein. Also schnell nach Hause gehen fällt damit flach, denn wenn ich sie nach 10 min (so lange dauert der Heimweg) aus dem Kinderwagen nehme, nimmt sie mir das krumm.
Und so drehe ich nun noch eine Runde über den nah gelegenen Friedhof, was ich öfters mache. Mein Mann findet das furchtbar pietätlos, aber ich mag die Ruhe und die parkähnliche Atmosphäre. Ich schau mir auch gern die Gräber an, die gepflegten und die ungepflegten.
Als ich da heute so lang spaziere, denke ich an meine Oma, die vor 5 Jahren gestorben ist. Leider bevor ich meinen Mann kennenlernte, bevor ich ihn geheiratet habe, bevor unsere Tochter zur Welt kam. Ich bin manchmal sehr traurig, dass meine Oma nicht mehr Teil meines Lebens sein kann. Sie hätte sich gefreut mich glücklich zu sehen und sich bestimmt auch in unser Purzel verliebt.
Leider ist das mit dem Tod nicht zu ändern. Zum Glück hat man noch seine Erinnerungen.
Ich werde auf einer meiner nächsten Runden ein Blümchen für meine Omi auf dem Friedhof verstecken.
Wofür zufällige Spaziergänge doch gut sein können ...


Euer nachdenkliches Purzelbäumchen
 

Montag, 22. April 2013

Nostalgie

Heute vormittag war ich zur verspäteten Nachkontrolle beim Frauenarzt.
Das war schon seltsam, nun als Mama die Räumlichkeiten, die ich während der Schwangerschaft oft mit klopfendem Herzen besucht habe, betreten zu können.

Und im Wartezimmer saßen sie: die Dickbäuchigen, die mit der Hand die Tritte unterhalb der Rippen wegstreicheln und die Flachbäuchigen, die die Hand ihres Freundes oder Mannes ausgiebig mit der eigenen kneten und drücken. Da kam schon ein bisschen Wehmut bei mir auf. Nicht weil ich es so toll fand schwanger zu sein, sondern einfach, weil zu dieser Zeit noch alles offen und spannend war.
Wie würde das Kind sein? Welches Geschlecht haben? Wann werde ich die ersten Tritte spüren? Werden wir das als Eltern alles schaffen? Wird das Kind gesund sein? Wird die Geburt gut verlaufen? Und wie schlimm sind die Schmerzen? Alles Fragen, die einem in dieser Zeit öfters und vor allem kurz vor dem Einschlafen in den Sinn kommen.

Nun sitze ich also da und schwelge in Erinnerungen. Und dann denke ich an das Lächeln unseres Purzels heute morgen und fühle mich wie eine Erleuchtete unter all den "Unwissenden".
'Ja, so wie Ihr war ich auch einmal. Aber nun habe ich all das, was Euch noch bevorsteht, durchgemacht und könnte Euch sicherlich all Eure Fragen beantworten.'
Ob sich die Mutter eines dreijährigen Kindes auch so fühlt, wenn sie im Wartezimmer beim Kinderarzt, wuselige Eltern eines zur U3 angemeldeten Neugeborenen sieht? Wahrscheinlich denkt die sich 'Hach, das war eine schöne Zeit, da war alles noch so einfach.'

Zumindest konnte ich mich heute irgendwie "erwachsen" fühlen. Ein schönes Gefühl, das mir ermöglichte den Kinderwagen mit stolz geschwellter Brust durch die Mittagssonne zu schieben.

Euer Purzelbäumchen

Sonntag, 21. April 2013

Äh, was soll das?

Habt Ihr Euch auch schon mal gefragt, warum Windeln lustige Tiermotive und Wattepads (zum Popo abwischen) eine niedliche Bärchenprägung brauchen?

Denkt sich das Baby dann, 'oh, da sind so schöne Bildchen drauf, da macht das Scheißen gleich doppelt Spaß.'?
Und nicht, dass das halt einfach so ist, nein, das wird auch extra noch auf den Packungen angepriesen. 



Schlimmer als die Werbestrategen sind vermutlich nur noch die Eltern, die sich davon beeindrucken und zu einem Kauf hinreißen lassen. Die kaufen bestimmt auch Bärchenwurst und Scheibenkäse in Entenform.
Komische Welt.

Euer sich den Kopf kratzendes Purzelbäumchen

Donnerstag, 11. April 2013

Oje, ich wachse - immer?

Von meiner Nachsorgehebamme wurde uns das Buch "Oje, ich wachse" empfohlen, da in diesem alle wichtigen Wachtumsschübe im ersten Lebensjahr verzeichnet sind. Als engagierte und wissbegierige Eltern haben wir das Buch natürlich erworben und uns darauf gefreut einen Ratgeber für die kommenden schwierigen Phasen in die Hand zu bekommen. Endlich nicht mehr rätseln müssen, was unser Purzel so durchmacht.
Nee, nee, so naiv waren wir natürlich nicht. 

Gespannt las ich die ersten Kapitel vom 5-Wochen-, dem 8-Wochen und dem 12-Wochen-Sprung. Und war ziemlich enttäuscht. Zunächst hatte die Beschreibung der einzelnen Phasen nahezu den identischen Wortlaut, was bei mir den Eindruck von unmotiviertem Copy / Paste hat. Auch die Charakteristik der Phasen: das Kind trinkt mehr / weniger, das Kind will zurück zur Mama, das Kind schläft mehr / weniger. Ach, doch so genau! Zusätzlich gab es geradezu kuriose Beispielfälle von fiktiven (?!) Eltern in der Art:
"Ich habe mein Kind nicht wiedererkannt, es war unausstehlich, hat nur geschrien. Am liebsten hätte ich es in ein Heim gesteckt." - vor dem Sprung
"Noch nie habe ich mein Kind so fröhlich gesehen und plötzlich kann es, während es einen Handstand macht, die Batterien der Fernbedienung wechseln." - nach dem Sprung
Okay, das ist ein wenig überspitzt, aber die Zitate im Buch sind da nah dran.

In den Phasen werden vom Säugling neue Fähigkeiten erworben, die in einer Art Checkliste aufgeführt sind. Es wird auch ausdrücklich erwähnt, dass nicht jedes Kind diese Fähigkeiten in dieser Zeit erwirbt, sondern mitunter Monate (!) vergehen können, bis alle Punkte der Liste abgehakt werden können. Wichtiger Hinweis.
Aber mal ehrlich, wenn ich hinschreibe es gibt diesen einen Sprung, und mit dem läutet sich der Weg zu den neuen Fähigkeiten ein, gehe ich auch davon aus, dass diese bis zum nächsten Sprung da sind. Denn ansonsten treten die einfach irgendwann auf und nicht nach irgendeinem Sprung.
Mir haben auch einige Eltern erzählt, "Ja, bei uns war das genau so" "Ich konnte die Uhr danach stellen." "Das stimmt wirklich."
Ich denke eher, wer mit der Erwartungshaltung herangeht, mein Kind macht in der 12. Woche einen Sprung und danach kann es etwas Neues, der wird auch genau das entdecken. Oder es sich im Nachhinein in der Erinnerung so zurechtrücken. Ich halte das für Hokuspokus. Denn vielleicht bin ich in den anderen Wochen einfach weniger aufmerksam und bekomme die Entwicklung einfach nicht wirklich mit. 

Was die Phasen im Buch angeht, bekommt man den Eindruck, dass das Kind immer in einer Phase ist. Schließlich wollen die Autoren sich auch nicht festnageln lassen, erstmal können die Phasen um die jeweilige Woche, der 12-Wochen-Sprung also auch gern mal in der 10. oder 14. Woche auftreten, dann aber auch mehrere Tage oder Wochen dauern. Im Endeffekt kann ich mit diesem Buch einfach nichts anfangen. Das ist wie Horoskope, so allgemein und unspezifisch geschrieben, dass sich jeder etwas auf ihn zutreffendes heraussuchen kann. Man muss nur dran glauben. Für sowas sind mein Mann und ich einfach zu pragmatisch. Spielverderber, nicht wahr?
Unser Purzel konnte übrigens nach Abschluss der 12. Woche plötzlich den Kopf in Bauchlage heben. Von einem Tag auf den anderen. Die Tage davor hat sie abends auch echt viel geschrien. Und das lag nicht daran, dass wir sie über Ostern so extrem gestresst haben und jetzt ist sie abends auch immer ganz lieb und geht freiwillig ins Bett *zwinker*.

Euer Purzelbäumchen

Montag, 8. April 2013

DELFI oder "Mama, warum sind die alle nackt?"

Das hätte mich Purzel sicherlich gefragt, wenn sie denn schon einer mir verständlichen Sprache mächtig wäre. Wir haben heute nämlich die erste DELFI-Stunde gehabt.

DELFI - hinter dieser Abkürzung verbirgt sich die Wortgruppierung "Denken Entwickeln Lieben Fühlen Individuell" (DELFI). Das ist so ähnlich wie PEKIP oder sonstige Wir-spielen-mit-den-Kleinen-Gruppen. Es geht darum sich spielerisch mit dem Kind zu beschäftigen und es damit in seinen Fähigkeiten zu bestärken. Schneller entwickeln wird es sich dadurch nicht, das ist auch gut so, da jedes Kind sein eigenes Tempo hat. Soviel zur Theorie.

Ich bin an diesen Kurs relativ unbedarft herangegangen. Mir ging es vor allem darum, dass Purzel und ich mal rauskommen und ich ein paar Möglichkeiten kennen lerne, wie ich sie beschäftigen kann ohne sie zu überfordern. 
Da saßen wir nun also im Kreis mit acht anderen Müttern, einem Papa und ihren Babys. Die Mitte war mit Folie ausgelegt und der Raum mächtig überheizt. Verdächtigt. "So, ihr legt jetzt Eure Kleinen vor Euch auf eine Decke und könnt sie schon mal ausziehen. Windelbeutel hängt da hinten und wenn etwas daneben geht, gibts dort hinten einen Eimer mit Wischlappen." informiert uns unsere Kursleiterin. Hmm, Purzel ohne Windel? Trau ich mich das? Ihr müsst wissen, noch ist das mit dem Geschäft recht unberechenbar und mitunter, gerade vormittags, ist auch ein "wenig" Druck dahinter.
Naja, seis drum. Kleine Maus hingelegt und entkleidet. Ach, schnell noch mal stillen, damit sie dann nicht grantig ist, wenn es ans Spielen geht. Ich hab auch schlauerweise gleich noch eine Stoffwindel unter den Po gelegt, denn Stillen regt den Stoffwechsel an. Ich hab nur die Saugfähigkeit der Stoffwindel unterschätzt. Also war meine Jeans nun auch betroffen. Naja, das mit den (Pipi-)Flecken hatte ich ja schon hier erörtert. Dann Purzel wieder hingelegt. Und wieder eine (saugfähige!) Windel drum gemacht. Ich bin ein Feigling, ich weiß.
Erst einmal hat sie das Baby zu ihrer Linken gemustert. So ein anderer Säugling ist anscheinend sehr interessant. Man befindet sich ja auch auf Augenhöhe, was mit den Eltern nur selten klappt.

Dann verteilte die Kursleiterin ein kleines Heft mit Liedtexten - äh, Liedtexten? Wir ... äh ... singen? Ich bin nun nicht gerade 'ne Nachtigal. Egal, so lange ich nicht solo singen muss. Aber irgendwie kommt bei mir beim Besingen nackter Säuglinge schon das Gefühl von Waldorf-wir-tanzen-unseren-Namen-Krabbelgruppe auf.
Los ging es mit einem Begrüßungslied. Jeder wurde namentlich begrüßt. Dabei sollten wir Eltern den Kindern zuwinken. Hätte ich gern gemacht, aber erst hat mich Purzel ignoriert, weil sie lieber den Raum musterte und als der Gesang losging, schob sich ihre Unterlippe weit nach vorn. War ihr anscheinend gar nicht geheuer. Also hab ich sie auf den Schoß genommen. Da ging es wieder. So haben wir uns also singend und schaukelnd und Tücher wedelnd durch die Stunde manövriert. Und meine Maus wurde um ihren sonst stattfindenden Vormittagsschlaf gebracht. Kein Wunder, dass sie für die Spiele am Ende nicht mehr aufnahmefähig war. Ich hab mich wirklich gewundert wie das die anderen Kinder ausgehalten haben. Die sind ja genauso alt wie Purzel (max. 5 Wochen älter). Meine Maus war eine halbe Stunde vor Kursende schon im Einschlafmodus und entsprechend quengelig. Aber ich kann auch verstehen, dass sie das super anstrengend fand. Die ganzen neuen Eindrücke, ungewohnte Umgebung, viele neue Gesichter und Stimmen, nackt sein und die ganze Zeit bespielt werden, wenn man doch eigentlich schlafen muss. Nach Ende der Stunde ist Purzel sogar auf dem Rücken eingeschlafen bevor ich sie im Tragetuch hatte, was sonst nur abends im Bett klappt. Die neuen Eindrücke hat sie dann schreienderweise nach dem Mittagsschläfchen verarbeitet. Ist auch ihr gutes Recht.

Fazit: sehr anspruchsvoll für so kleine Würmchen, wenn man bedenkt, dass mehr als eine Stunde spielen und ca. 6 Lieder auf dem Programm standen. Wenn die Kleinen aber dran gewöhnt sind, nicht bereits nach eineinhalb Stunden wach sein wieder schlafen zu müssen (wie Purzel derzeit noch), durchaus schaffbar. Und so fand ich es wirklich schön mal "qualitativ" Zeit mit der Maus zu verbringen und andere Eltern kennenzulernen. 
Ich übe nun mit Purzel spielen, singen und nackt strampeln damit sie nächste Woche besser drauf ist und nicht ganz so überfordert. Und dann freue ich mich auf die Schimpftiraden übernächste Woche, wenn Purzelpapa mich bei der DELFI-Stunde vertritt, weil ich einen Arzttermin habe.

Euer Purzelbäumchen

Samstag, 6. April 2013

Eitelkeit Ade?!

Ja, ich geb es zu, ich bin ein eitler Mensch. Nicht ich-lass-mir-die-Nase-korrigieren-und-die-Lippen-aufspritzen-und-behaupte-hinterher-das-wäre-alles-natur-eitel, aber zumindest in der Form, dass ich mir zumindest jeden Morgen im Winter ein bisschen Rouge und Wimperntusche ins Gesicht geschmiert habe.

Und nun bin ich Mama... Zu Hause laufe ich immerhin nicht im Schlafanzug rum, sondern ziehe mir zwar bequeme, aber nicht kaputte Sachen an. Aber das ist auch schon alles. In der ersten Zeit war ich schon froh, wenn ich es geschafft habe morgens Zähne zu putzen und Deo aufzulegen. Es gab Tage, da kam ich nicht dazu bzw. habe es schlichtweg vergessen.

Da ich nun mittlerweile vor Purzel aufstehen kann, komme ich immerhin dazu das grundlegende Einmaleins der Körperhygiene abzuarbeiten. Manchmal schminke ich mich sogar vor dem täglichen Spaziergang. Einfach so und nur für mich.
Man muss also als Mama nicht jegliche Eitelkeit ablegen. Zeit nehmen für sich selbst kann man sich auch tagsüber mal. Nur eines sollte einen nicht stören: Milchflecken (verdauten und unverdauten Ursprungs) und sonstige Flecken, die Babys auf der Kleidung hinterlassen können. Denn nach jedem Mal besudelt werden, die Sachen zu wechseln, würde die Kapazität meines Kleiderschranks sprengen. Einmal am Tage muss reichen. Nur in einem Fall würde ich von dieser Regel abweichen -
I proudly present: Kümmelzäpfchenexplosion

Eins trau ich mich noch nicht: Parfum auflegen, da habe ich immer Angst, dass Purzel das zu sehr in der Nase reizt. Dabei liebe ich Parfum. Aber es kommt auch wieder die Zeit, in der meine Sammlung exquisiter Düfte kein Schattendasein mehr fristen muss. Nur, dass nach drei, vier Jahren die Düfte vielleicht nicht mehr ganz so exquisit sind. Aber dann habe ich auch wieder einen Grund mir etwas schönes für mich zu kaufen.
Muss ja auch mal sein, nicht wahr?

Euer Purzelbäumchen

Freitag, 5. April 2013

Was machst Du eigentlich nachts?

Tja, noch vor ein paar Wochen hätte ich auf diese Frage geantwortet: Auf jeden Fall nicht schlafen.
Als Neugeborenes hielt sich unser Purzel streng an den 3-Stunden-Fütterungsplan, der von manchen Hebammen propagiert wird. Drei Stunden Abstand von Beginn einer Mahlzeit zum Beginn der nächsten sind toll. Zumindest tagsüber. Denn man darf dabei nicht vergessen, dass das Stillen ja nicht innerhalb von einer Minute abgehandelt ist. Zum damaligen Zeitpunkt vollzog sich die Prozedur "Erste Brust" - "Zwischendurchwickeln damit Purzel munter bleibt" - "Zweite Brust" innerhalb eineinhalb Stunden. Gerade der Teil "Zweite Brust" entbehrte einer gewissen Kooperationsbereitschaft meines kleinen Gegenübers, das es lieber vorzog nach dem Wachwickeln einzuschlafen. 'Jo', denkt man, 'dann leg ich Dich halt wieder ins Bett und mich auch *gähn*'.
Doch spätestens eine Stunde nach diesem genialen Einfall bereute ich das schon wieder, da Purzels Magen nicht ausreichend für eine normal lange Stillpause gefüllt war. Und wer schon mal nachts, nachdem er gerade vor fünf Minuten in den Tiefschlaf gefallen ist, zärtlich von einer Feuerwehrautosirene geweckt wurde (gefühlt steht das Feuerwehrauto direkt neben meinem Bett, obwohl Purzel im eigenen Zimmer schläft), kann meine Bereitschaft zum erneuten Aufstehen in etwa nachfühlen. Aber selbst, wenn alles nach Plan lief - wer in Mathe aufgepasst hat, weiß es schon - blieben nur weitere 1,5 Stunden zum Schlafen. Ich muss nicht erwähnen, dass mitunter das Einschlafen schwierig sein kann, wenn man mehr als eine Stunde wach war und neben einem, natürlich nicht, geschnarcht wird.

Damals habe ich auch noch nachts im Wohnzimmer gestillt. Ich gebe zu, ja, sogar nebenbei ferngesehen. Denn 30 - 40 min nur die Wand anschauen, war mir schlicht zu langweilig. So habe ich mich vom Nachtmagazin, zu Telekolleg "Mathematik" (das kommt nachts auf Bayern Alpha) zum Morgenmagazin gehangelt. Wusste jemand, dass das Morgenmagazin schon ab 5:30, in meinen Worten halb sechs, sendet? Durch das ganze Hin und Her laufen zwischen Kinderzimmer - Wohnzimmer - Kinderzimmer (da ist der Wickeltisch) - Wohnzimmer - Kinderzimmer ist Purzel, wenn ich sie wieder ins kuschlige Bett legen wollte, aufgewacht. Ich konnte noch so andächtig durch den Flur schreiten, spätestens wenn die Maus in die Horizontale befördert wurde, schossen die Arme in die Luft und gingen die Augen auf. Scheiß Moro-Reflex.
In dieser Zeit kam ich in Summe auf etwa 5 bis 6 Stunden Schlaf pro Tag und war entsprechend gutgelaunt. Ein geradezu angenehmer Umgang für meinen Mann.

Ein Tipp unserer Nachsorgehebamme lautete: "Still mal nachts nicht im Wohnzimmer, sondern im Kinderzimmer, bei möglichst wenig Licht und Aktivität." Hmm, das heißt ich darf nicht mehr fernsehen beim Stillen? Aber, aber ... Na gut. Mein Mann war sogar so lieb mir extra noch einen Sessel beim gelb-blauen Möbelriesen zu besorgen, damit ich es auch einigermaßen bequem hatte. So verbrachte ich nun die folgenden Nächte in einem halbdunklen und kalten Zimmer. Selbst das dicke Einpacken in Pullover und Schal bewahrte mich nicht vor Halsschmerzen. Zum Glück konnte ich dann die Heizdecke, die ich mir zum 30. Geburtstag (wahre Geschichte) gegönnt hatte, genießen - Herrlich, in ein warmes Bett steigen zu können. Durch das Verlegen der nächtlichen Aktivitäten konnte ich zumindest das Prozedere, wenn es gut lief, auf ca. 1 Stunde und 10 min verkürzen. Nicht zu wickeln habe ich mich nicht getraut, da unser Purzel damals noch stark mit wundem Po zu kämpfen hatte. Beim Stillen blieb mir Zeit Blogs zu lesen und nach wichtigen Fragen, die mich derzeit beschäftigten - "Baby durchschlafen", "Baby nachts wickeln", "Baby Selbstversorger" - zu googeln.

Und dann kam die Zeit als Purzel nur noch nachts um drei oder um vier gestillt werden wollte. Seitdem fühlte ich mich wieder ein bisschen wie ein Mensch, wenn ich um 8 oder um 9 aufstand. Je nachdem, ob Purzel noch mal um 7 gefüttert werden wollte. Kennt Ihr das frustrierende Gefühl 10 min vor dem Weckerklingeln aufzuwachen? Egal, es war eine deutliche Verbesserung zu vorher.

Und am letzten Sonntag, dem Ostersonntag, wachte ich früh auf. Mit schmerzender Brust. Mein verdatterter Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 7 Uhr war. Entweder hatte Purzel sich nicht gemeldet oder ich hatte so tief geschlafen, dass ich sie nicht gehört hatte und sie sich weinend wieder in den Schlaf nuckeln musste (ja, sie hat den Daumen entdeckt, und seitdem ist er beste Einschlafhilfe, ich weiß, alles ganz schlimm - aber das ist ein anderes Thema). Ich erstmal aufgestanden, an Schlafen war leider nicht mehr zu denken und erstmal abgepumpt. Aus dem Babyphon, das bei uns im Wohnzimmer steht, hörte ich Purzel husten - okay, sie lebt noch und hat auch nicht vor Frust über ihre taube Mutter die Wohnung verlassen und sich einem Wanderzirkus angeschlossen. Es wurde um acht, halb neun, um neun. Purzelpapa war nun mittlerweile auch schon auf und so hab ich unsere Maus geweckt. Sie strahlt, also alles okay. Trinkt zwar wie ein Berserker, aber das ist ja nichts ungewöhnliches.
Die nächste Nacht konnte ich nicht schlafen, ich war so nervös. Würde es wieder klappen? Wir waren zu Besuch und wie den Tag zuvor war Purzel wieder vielen neuen Eindrücken ausgesetzt und konnte am Tag kaum schlafen. Ab zwei Uhr wachte ich jede Stunde auf um zu horchen, ob sich im Kinderzimmer etwas regt. Fehlanzeige. Selbes Spiel wie am Vortag. Schmerzende Brüste. Purzel musste morgens geweckt werden, nach mehr als 12 Stunden Schlaf. 
So verpufften drei Nächte glückseeligen Durchschlafens bei mir aufgrund schmerzender, weil träge reagierender Körperteile und dem Unglauben "Nee, das kann jetzt nicht ernst sein. Sie ist noch viel zu klein dafür."
Ich traue mich gar nicht, es zu erzählen. Noch weitere zwei Nächte Durchschlafens waren mir beschehrt. Und diese konnte ich sogar genießen. Ich kann mir vorstellen, dass mich etliche Mütter mit einem Baby gern vor Neid steinigen würden. Aber wisset, oh holde Weggefährtinnen, dass es mir selbst unheimlich ist.
Diese Nacht war Purzel um vier wieder hungrig. Das alte Muster. Leider war ich noch nicht so schnell umgestellt, so dass ich nach dem ca. 1 Stunden Stillen - Wickeln - Stillen nicht einschlafen konnte. Selbst das leise Atmen meines Mannes hinderte mich am Einschlafen. Erholungseffekt also gleich null.
Es bleibt spannend, waren die letzten Nächte mit Durchschlafen ein Ausrutscher oder die Nacht von gestern zu heute ein einmaliger Rückfall?

Wir werden es erleben, in der nächsten Folge von "Was machst Du eigentlich nachts?"

Euer Purzelbäumchen