Montag, 11. März 2013

Muttergefühle vs. Mutterglück

Tja, es gibt wohl Frauen, die sind sofort im Mama-Modus, wenn sie erfahren, dass sie schwanger sind. Bei mir hat das lange gedauert. Nach anfänglicher Freude über die zwei blassrosa Streifen im Anzeigefenster des Schwangerschaftstest, kamen bei mir eher die Zweifel. Und das ging auch locker noch die ersten zwei, drei Monate. Mein Mann war von Anfang an Feuer und Flamme, aber ich hab mich immer gefragt "Packst Du das? Bist Du schon bereit dafür?".

Das Schizophrene daran: unser Purzel ist ein Wunschkind. Aber es ging einfach auch sehr schnell und ich hatte auch keine Vorstellung, was das Muttersein überhaupt bedeutet. Hinzu kam die Unsicherheit: geht alles gut? Gerade in der ersten Zeit kann ja noch viel passieren. Da ist es vielleicht auch ein wenig Selbstschutz, wenn man sich noch nicht so an den Gedanken, Du bist bald Mama, gewöhnt hat. Als ich das kleine Würmchen im ersten regulären Ultraschall gesehen habe, war das schon ein spezieller Moment. So ein kleines Wesen, das nun in mir heranwächst. Aber Muttergefühle - Fehlanzeige.
Erst als ich eines Tages leichte Blutungen bemerkte und panisch bei meinem Frauenarzt anrief, wurde mir klar, dass es mir nicht ganz so egal ist, ob ich das Kind verlieren würde, wie mir mein Verstand einreden wollte.

Trotzdem wurde die Schwangerschaft für mich erst richtig real, als ich die ersten Bewegungen im Bauch spürte. Also nicht nur die Blähungen, sondern echte Bewegungen (das ist nicht leicht zu unterscheiden). Das war gerade im Urlaub, vor allem wenn ich am Strand auf dem Bauch gelegen habe. Da war ich schon im 5. Monat.
Danach habe ich mich dann auch auf unser Purzel gefreut und die Schwangerschaft etwas mehr genießen können. Etwas. Ich hatte zwar eigentlich eine Traumschwangerschaft, aber so richtig toll fand ich es nicht, immer runder und unbeweglicher zu werden. Es gab Tage da hat es mich geradezu genervt. Auch die Vorbereitungen für die Ankunft des Purzels: Klamotten einkaufen, Kinderzimmer streichen, Möbel kaufen und Kinderwagen besorgen, war eher Stress.
Also wann ist man Mutter? Mit der Geburt des Kindes? Oder doch schon in der Schwangerschaft? Wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, geht das mit dem Mama sein schon eher los. Klar, ich habe mich nicht so gefühlt. Aber ich habe schon Verantwortung für das Leben in mir übernommen, bevor ich es überhaupt gespürt habe: keinen Alkohol mehr (geliebte Margaritas *schnüff*), kein rohes Fleisch, kein Sushi usw. regelmäßige Besuche beim Frauenarzt, auch die geplante Hochzeitsreise nach Kambodscha haben wir wegen des Risikos für Purzel storniert. Mamasein heißt nicht unbedingt vor Glück überschäumen, sondern sich um das Leben des Kindes zu sorgen und Verantwortung zu übernehmen.

Und als Purzel auf der Welt war, war ich zwar froh, dass unsere Kleine endlich da war, aber ich war mit der neuen Rolle und dem fremdbestimmten Leben in der ersten Zeit extrem überfordert. Gerade zu wissen, dass dieses kleine Wesen von einem selbst abhängt und man es nicht einfach jemand anderem überlassen kann, ist ein überwältigendes Gefühl.

Nun nach 2 Monaten empfinde ich das sogenannte Mutterglück. Ich könnte unseren kleinen Schatz den ganzen Tag Knuddeln und Wuddeln bis ihm die Luft weg bleibt. Aber ambivalent ist das Muttersein trotzdem noch. In der Nacht, wenn ich eigentlich schlafen will, unser Purzel nicht ordentlich trinkt und ich weiß, dass sie in einer Stunde wieder vor Hunger schreit, ja da .. da könnte ich manchmal vor Wut ins Kissen beißen. Dann wiederhole ich gedanklich das Mantra einer Mutter: "Wenn es Dich morgen früh wieder anlächelt, ist der ganze Ärger vergessen!" Ja, einreden kann man sich das, es klappt leider nicht immer :)
Zum Glück ist unser Purzel zuckersüß und ich kann ihm nicht wirklich böse sein. Aber das Recht auf ein bisschen Sarkasmus behalte ich mir für mein Mutterglück vor.


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