Donnerstag, 11. April 2013

Oje, ich wachse - immer?

Von meiner Nachsorgehebamme wurde uns das Buch "Oje, ich wachse" empfohlen, da in diesem alle wichtigen Wachtumsschübe im ersten Lebensjahr verzeichnet sind. Als engagierte und wissbegierige Eltern haben wir das Buch natürlich erworben und uns darauf gefreut einen Ratgeber für die kommenden schwierigen Phasen in die Hand zu bekommen. Endlich nicht mehr rätseln müssen, was unser Purzel so durchmacht.
Nee, nee, so naiv waren wir natürlich nicht. 

Gespannt las ich die ersten Kapitel vom 5-Wochen-, dem 8-Wochen und dem 12-Wochen-Sprung. Und war ziemlich enttäuscht. Zunächst hatte die Beschreibung der einzelnen Phasen nahezu den identischen Wortlaut, was bei mir den Eindruck von unmotiviertem Copy / Paste hat. Auch die Charakteristik der Phasen: das Kind trinkt mehr / weniger, das Kind will zurück zur Mama, das Kind schläft mehr / weniger. Ach, doch so genau! Zusätzlich gab es geradezu kuriose Beispielfälle von fiktiven (?!) Eltern in der Art:
"Ich habe mein Kind nicht wiedererkannt, es war unausstehlich, hat nur geschrien. Am liebsten hätte ich es in ein Heim gesteckt." - vor dem Sprung
"Noch nie habe ich mein Kind so fröhlich gesehen und plötzlich kann es, während es einen Handstand macht, die Batterien der Fernbedienung wechseln." - nach dem Sprung
Okay, das ist ein wenig überspitzt, aber die Zitate im Buch sind da nah dran.

In den Phasen werden vom Säugling neue Fähigkeiten erworben, die in einer Art Checkliste aufgeführt sind. Es wird auch ausdrücklich erwähnt, dass nicht jedes Kind diese Fähigkeiten in dieser Zeit erwirbt, sondern mitunter Monate (!) vergehen können, bis alle Punkte der Liste abgehakt werden können. Wichtiger Hinweis.
Aber mal ehrlich, wenn ich hinschreibe es gibt diesen einen Sprung, und mit dem läutet sich der Weg zu den neuen Fähigkeiten ein, gehe ich auch davon aus, dass diese bis zum nächsten Sprung da sind. Denn ansonsten treten die einfach irgendwann auf und nicht nach irgendeinem Sprung.
Mir haben auch einige Eltern erzählt, "Ja, bei uns war das genau so" "Ich konnte die Uhr danach stellen." "Das stimmt wirklich."
Ich denke eher, wer mit der Erwartungshaltung herangeht, mein Kind macht in der 12. Woche einen Sprung und danach kann es etwas Neues, der wird auch genau das entdecken. Oder es sich im Nachhinein in der Erinnerung so zurechtrücken. Ich halte das für Hokuspokus. Denn vielleicht bin ich in den anderen Wochen einfach weniger aufmerksam und bekomme die Entwicklung einfach nicht wirklich mit. 

Was die Phasen im Buch angeht, bekommt man den Eindruck, dass das Kind immer in einer Phase ist. Schließlich wollen die Autoren sich auch nicht festnageln lassen, erstmal können die Phasen um die jeweilige Woche, der 12-Wochen-Sprung also auch gern mal in der 10. oder 14. Woche auftreten, dann aber auch mehrere Tage oder Wochen dauern. Im Endeffekt kann ich mit diesem Buch einfach nichts anfangen. Das ist wie Horoskope, so allgemein und unspezifisch geschrieben, dass sich jeder etwas auf ihn zutreffendes heraussuchen kann. Man muss nur dran glauben. Für sowas sind mein Mann und ich einfach zu pragmatisch. Spielverderber, nicht wahr?
Unser Purzel konnte übrigens nach Abschluss der 12. Woche plötzlich den Kopf in Bauchlage heben. Von einem Tag auf den anderen. Die Tage davor hat sie abends auch echt viel geschrien. Und das lag nicht daran, dass wir sie über Ostern so extrem gestresst haben und jetzt ist sie abends auch immer ganz lieb und geht freiwillig ins Bett *zwinker*.

Euer Purzelbäumchen

1 Kommentar:

  1. Ich habe das Buch auch und habe einen ähnlichen Eindruck wie du. Letztendlich finde ich es nicht so richtig aussagekräftig, da irgendwie immer zu jeder Zeit/Phase quasi "alles kann - nichts muss".
    Das gibt mir persönlich keinen Aufschluss ob gerade ein Schub besteht oder nicht.
    Ganz davon ab, dass ich scheinbar eh zu blöd bin, solche zu bemerken. Mein Sohn ist jetzt knapp 9 Wochen alt, den 5 Wochen-Schub sollte er hinter sich haben. Außer einer rapiden Gewichtszunahme in der 6. Woche (400 Gramm) habe ich davon nichts mit bekommen. Er ist immer mal so, mal so. Mal ist er gut drauf, lässt sich gut ablegen, wirkt insgesamt zufrieden, mal das Gegenteil. Ändert sich quasi von Tag zu Tag. Wie soll ich da nen Schub erkennen?
    Naja, ich werde das Buch wohl dennoch weiter lesen, da dennoch ein paar interessante Sachen drin standen.

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